Wegebau im Privatwald
Zeller Waldweg schafft neue Verbindungen in die Wälder am Berghang der Zeitlau
Aussicht vom Zeller Weg
Der Zeller Weg erschließt 34 ha Waldflächen im Hangbereich der sogenannten „Zeitlau“, einem steilen Berghang unterhalb der Ortschaft Zell im Gemeindegebiet von Prackenbach.
Mit rund 740 Laufmetern schwerlastfähigen Forstweg. Waldflächen, die für die vier Waldeigentümer bislang kaum zugänglich waren. Lediglich von der Kuppe aus und von der Hangsohle her war die Holzrückung möglich. Das anfallende Holz, darunter zunehmend Schadhölzer, musste unter großem Zeit- und Arbeitsaufwand meist bergab zur Hangsohle gezogen und gerückt werden. Schäden am Waldboden, am Waldbestand, ein hoher Materialverschleiß und gefährliche Situationen für die arbeitenden Menschen waren nie ganz zu vermeiden. In der Zeitlau hat sich mit der Fertigstellung des Forstwirtschaftsweges „Zeller Weg“ die Welt fundamental zum Besseren verändert.
Waldweg erleichtert die Bewirtschaftung
Für Prackenbachs Bürgermeister Andreas Eckl ein wichtiger positiver Moment, gerade in einer Zeit, in denen die Waldbesitzer ohnehin nicht viel zu lachen haben. „Unser Zeller Weg erleichtert die Waldpflege und den Walderhalt nun deutlich, wir kommen nun in die Waldbestände, können Schadereignisse eindämmen und aktiv die Walderneuerung durch gezieltes Auflichten von noch zu dunklen Waldbereichen voranbringen“, so der Bürgermeister. Leidgeprüft war auch die Gemeinde Prackenbach, die ebenfalls in diesem Waldgebiet Flächen bewirtschaftet. „Das sprichwörtliche Zuwarten oder Nichtstun im Wald hat gerade in unzugänglichen und kaum erschlossenen Waldgebieten in den letzten Jahrzehnten zu hohen stehenden Holzvorräten in den Waldbeständen geführt“, so Stefan Schaffner, Bereichsleiter Forsten des AELF Regen.
Wald ist besonderen Bedingungen ausgesetzt
Diese Waldbestände sind dunkel, Baumsamen können mangels Licht nicht keimen und aufwachsen. Die nachwachsende Waldgeneration, die sogenannte Naturverjüngung des Waldes bleibt aus. Und die alten Bäume kommen mit dem „neuen“, extremeren Klima schlecht zurecht. Aufgewachsen in deutlich kühleren und feuchteren Sommern leiden die Altbäume in den Trocken- und Hitzephasen und werden ein leichtes Spiel für Schadinsekten wie den Borkenkäfer. „Sind die Waldbestände licht genug, reichert sich in vielen Jahren, oft über mehrere Jahrzehnte eine arten- und stammzahlreiche neue Waldgeneration unter dem Schutz der Altbäume an. Dies ist aus zwei Gesichtspunkten unbedingt vorteilhaft, so der Förster. Einerseits genießen die jungen Bäumchen noch den Schutz der Altbäume und weiterhin befinden sich unter den aufgrund des neuen Klimas leidenden Altbäumen bereits die nächste Waldgeneration. Große Kahlflächen können so vermieden werden. Witterungsextreme wie Trockenheit und Hitze werden bei den jungen Bäumen aber bereits eine Auslese auf die Fittesten auslösen, ist sich Stefan Schaffner sicher.
Ein Weg für alle mit Ausblick
Nicht nur die Waldbesitzer werden den neuen Weg nutzen, befindet Bürgermeister Andreas Eckl. Einheimische und Gäste können nun die Ein- und Ausblicke vom Berghang genießen. Die offzielle Bezeichnung lautet „Forstwirtschaftsweg“ und doch steht der Weg allen Waldbesuchern offen und auch das Radfahren ist hier erlaubt, so Bürgermeister Eckl.
Die Zeit und Energie, die Revierleiter Thomas Kapfhammer und Bürgermeister Andreas Eckl in Planung und Bau des Wegs eingesetzt haben, sind gut investiert. Die Heimat ist ein Stück reicher geworden, da die Möglichkeiten, die Wälder schonend und langfristig zu pflegen und zu erhalten und die Möglichkeiten, sich naturpfleglich zu erholen, mit diesem Weg umfangreicher geworden sind. Waldwegebau lohnt sich, so dass Resümee der Gemeinde Prackenbach.
Staatliche Unterstützung
Waldwegebau wird daher auch staatlich unterstützt. Der Freistaat Bayern wird das Wegebauprojekt mit 76% der Gesamtkosten von über 63.000€ netto unter-stützen. Der restliche Betrag inklusive der Mehrwertsteuer wird auf die Waldbesitzer anteilig der erschlossenen Waldfläche umgelegt. Die Bauträgerschaft übernahm die Gemeinde Prackenbach, als Bauleiter fungierte Förster Thomas Kapfhammer.
Hohes Engagement der Gemeinden in den beiden Landkreise im Amtsgebiet
Für Bereichsleiter Stefan Schaffner ist das hohe Engagement der Gemeinden in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau im Waldwegebau eine unersetzliche gelebte Unterstützung der Waldbesitzenden. Mit der Bauträgerschaft übernehmen die Gemeinden die Ausschreibung und die Abwicklung der Zahlungen, tatkräftig unterstützt von den Revierleitern der Forstverwaltung.
Auch nach dem Bau engagieren sich viele Gemeinden im Wegeunterhalt und der Wegepflege, damit diese wichtigen Lebensadern in unserer Waldheimat funktionsfähig erhalten bleiben. Nur gemeinsam kommen Waldeigentümer und Kommunen voran, und von einem fachlich gut geplanten und gebauten Waldweg haben alle Vorteile. Auch die Waldnatur, denn erst mit einer Walderschließung ist auch eine naturnahe, kleinflächige, einzelstammweise Holznutzung denkbar, durch die naturnahe Waldstrukturen entstehen. „Mit der Natur wirtschaften und die natürlichen Kräfte zur Waldbewirtschaftung nutzen, wird das Gebot des Klimawandels“, so Schaffner. Auch große Bodenschäden können nun vermieden werden, die entstehen, wenn zu viel Holz auf einmal über zu lange Strecken im Bestand bewegt werden müssen.
Wegebau in der Gemeinde Prackenbach - Zahlen und Fakten
Die Gemeinde Prackenbach engagiert sich seit 1971 im Waldwegebau. Seitdem wurden in neun geförderten Wegebauprojekten über 26 Kilometer Forststraßen fertiggestellt, die annähernd 1.100 Hektar Waldflächen erschließen. Für den Prackenbacher Gemeinderat und Bürgermeister Eckl sind die Waldwege Lebensadern in die Waldheimat. Mit gut gebauten und gepflegten Waldwegen haben wir viel weniger Probleme zwischen allen, die unsere Wälder nutzen und brauchen, so Andreas Eckl.
Waldwege für alle von großem Nutzen
Die beteiligten Waldbesitzer haben den Wald und seine Bewirtschaftung für sich und für ihre Nachkommen entscheidend verbessert. Sind keine Forstwege im Umfeld der Waldgrundstücke vorhanden, sind gefährliche Situationen für die Waldbesitzer und ihre Mithelfer fast nie vermeidbar, wenn über schlechte Zufahrten das Holz sehr weite Strecken gerückt, gezogen oder im Hänger gefahren werden muss. Zudem sind Schäden am Boden und am Waldbestand oft vorprogrammiert und Ärger mit den Waldnachbarn fast unumgänglich, wenn der eigene Wald nur über dessen Grundstück erreichbar ist. Der Grundsatz für die regelmäßige Waldpflege „mäßig und oft“, ist nicht umsetzbar, wenn moderne Waldwege fehlen. Im Ernstfall verzögert sich die Notrettung bei Unfällen bei der Waldarbeit entscheidend. Und der junge Trend E-Bikes macht das Forstwegenetz im Bayerischen Wald bedeutsamer, denn er erweitert das Radfahren nun auch für viele nicht ganz so sportliche Zielgruppen. Fahrradfahren mit E-Unterstützung wird für viele Menschen auch im bergigen Gelände bewältigbar. Der Bayerische Wald kann bereits mit einem weitverzweigten Netz an Forststraßen aufwarten. Jede neue Forststraße stärkt damit auch den Tourismus. Und Achslachs Wälder sind nun um eine weitere Strecke und eine weitere Anbindung reicher.
Gegenseitiges Verständnis wichtig
Umso wichtiger, dass sich unsere radfahrenden und wandernden Besucher auch als Gäste im Wald und im Waldeigentum sehen und sich als Gäste zu benehmen wissen. Forststraßen sind für die Holzabfuhr ausgebaut; selbstverständlich, dass hier Fahrzeuge und Forstmaschinen fahren, selbstverständlich, dass Waldarbeiten stattfinden. Finden Waldarbeiten statt, müssen die Absperrungen respektiert werden. Auch klar, dass nach Forstarbeiten die Wege noch Spuren aufweisen, die dann aber aus Eigeninteresse der Waldeigentümer wieder instand gesetzt werden, um den Weg zu erhalten. Schaffner wünscht sich einerseits mehr Verständnis von Waldbesuchern für die Belange der Waldeigentümer und mehr Bewusstsein dafür, dass wir alle zu Gast sind in der Waldnatur und immer auch zu Gast bei einem Waldeigentümer.
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