Lernen im grünen Klassenzimmer
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Wolfgang Kreuzer vom AELF Regen testet das Wissen der Kinder.
Über 550 Kinder aus dem Landkreis Freyung-Grafenau nehmen an den Waldjugendspielen teil – praktische Ergänzung zum Lehrplan.
Morgens um halb neun liegt der idyllische Saldenburger Weiher noch halb im Schatten. Es verspricht ein heißer Tag zu werden. Nach und nach trudeln die teilnehmenden Drittklässler mit ihren Lehrerinnen und Lehrern bei den Waldjugendspielen ein. „An zwei aufeinanderfolgenden Tagen erwarten wir 30 Klassen mit über 550 Kindern“, erklärt Cheforganisator Wolfgang Kreuzer. Doch das Forst-Team vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Regen hat alles fest im Griff.
Schon tags zuvor wurde die rund drei Kilometer lange Parcourstrecke auf herabfallende Äste oder anderweitige Gefahren kontrolliert und Wege mit Trassierband abgesperrt, damit sich die Kinder nicht verlaufen. Am Startpunkt am Weiher erwartet Saldenburgs Bürgermeister Max König die Neuankömmlinge. In der von der Gemeinde zur Verfügung gestellten Hütte teilt Heike Keller den Kindern ihren Forstpaten, also einen Förster oder Forstwirtschaftsmeister zu. Bevor es losgeht, schießt der pensionierte Revierförster Herbert Weiß die Erinnerungsklassenfotos.
Auf was freuen sich die Kinder am heutigen Tag? Auf die Spiele, auf den Hund des Försters oder auf einen spannenden Tag, lauten die Antworten. Lukas dagegen ist schon im Wettbewerb-Modus. „Ich möchte mit meiner Klasse den Sieger-Pokal mit nach Hause nehmen“, hofft er. Doch das wird noch etwas dauern. Nach rund einer Woche sind voraussichtlich die Auswertungen abgeschlossen und die ersten drei Gewinner-Klassen stehen fest. Aber niemand geht leer aus: Alle teilnehmenden Grundschulkinder bekommen am Ende des Parcours Holzmedaillen und Käppis als Belohnung.
Kurz nach dem Startpunkt erreicht die 3. Klasse der Heinz-Theuerjahr-Grundschule aus Neuschönau den ersten Info-Punkt. Hier werden sie über Rinde, Blätter und Nadeln der wichtigsten Baumarten informiert. Wo denn der Unterschied zwischen Tanne und Fichte bestehe, möchte der Förster wissen. „Fichte sticht, Tanne nicht“, wissen die Kinder noch aus dem Unterricht. Und Emma ergänzt: „Auf der Tanne gibt es auf der Rückseite zwei weiße Streifen.“ Klassenlehrerin Simone Watzl ist zufrieden, dass die Kinder noch so viel wissen, denn das Thema Wald hat sie schon letzten Herbst und Winter im Unterricht durchgenommen. Dima kann sich zwar noch nicht auf Deutsch verständigen, aber er hat einen Kiefernzapfen gefunden, den er fasziniert betrachtet. Er schenkt einen weiteren Zapfen seiner Klassenkameradin Marie. Hier versteht man sich auch ohne Worte.
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Spiel Blätterangeln
Bei der nächsten Station muss die Grundschule Jandelsbrunn Baumscheiben von vier verschiedenen Bäumen heraussuchen und einen hohen Turm damit bauen. Innerhalb kürzester Zeit ist die Aufgabe erledigt, der letzte Turm hält gerade noch, auch wenn er ausschaut wie der schiefe Turm von Pisa. „Das habt ihr richtig gut gemacht“, lobt Helga Falter vom AELF Regen. Beim „Blätterangeln“ dürfen die Kinder mithilfe von Holzruten verschiedene Blätter den richtigen Baumarten zuordnen.
Andrea Reiter vom AELF Regen feuert mit den Klassenkameraden die Kinder in Aktion an. Anschließend werden die „erangelten“ Blätter gemeinsam gezählt. 69 sind es an der Zahl. „Das ist ein super Wert“, verkündet die Spielleiterin anerkennend. „Leider haben wir den Joker beim Zapfen-Zielwurf gesetzt, aber nur einen Treffer im Korb gelandet. Vielleicht können wir das ausgleichen“ freut sich Nico. Denn der Joker muss schon zu Beginn der Spiele gesetzt werden. Auf dem Parcour rund um den See haben die Förster verschiedene Tiersuchtafeln befestigt. Diese gilt es erst mal zu finden. Für beantwortete Fragen gibt es dann weitere Zusatzpunkte.
Nach so viel Spannung ist auch mal eine Pause angesagt. Die Kinder vom Förderzentrum Waldkirchen haben sich im Wald niedergelassen und essen ihr Pausenbrot, eine andere Klasse beobachtet im Schatten das Damwildrudel der Gemeinde Saldenburg im Gehege. Denn schließlich muss nochmal Energie für das Sterschlichten gesammelt werden. Unter sachkundiger Anleitung von Försterin Sandra Prent schafft dies die Grundschule Thurmannsbang mit Leichtigkeit. Die Spiele sind auf Allgemeinwissen zum Wald, Geschicklichkeit, Bewegung und vor allem auf Teamwork ausgelegt. Denn nur zusammen kann man gute Ergebnisse erreichen. Zuletzt gilt es bei der Ratestaffel von Försterin Katharina Schwarz im Dreiergespann verschiedene Fragen rund um den Wald zu beantworten. Welches Blatt ist auf dem Centstück abgebildet (Eichenblatt) und welche Maus im Wald kann fliegen (Fledermaus). Die Kinder meistern die vielen Fragen mit Bravour und können das Lösungswort „Eichhörnchen“ gemeinsam innerhalb kurzer Zeit knacken. Neben der Ratestaffel entdecken einige Kinder in einer großen Wasserlache fünf Gelbbauchunken. Auch das ist Waldjugendspiele!
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Infotisch Borkenkäfer
Bei einer zweiten Lernstation können mittels einer Becherlupe Borkenkäfer wie Buchdrucker oder Kupferstecher beobachten und ihre Fraßgänge in der Rinde erkennen. So können die Kinder das theoretische Wissen aus der Schule auf dem Parcour im wahrsten Sinne des Wortes „begreifen“. „Weit über 50 Jahre gibt es die Spiele schon“, weiß der pensionierte Senior-Forstpate Erwin Pauli. Sie werden von den Schulen sehr gut angenommen. Aber auch die Mitarbeiter vom AELF Regen genießen die Abwechslung vom Alltag, auch wenn die Spiele viel Organisationsaufwand bedeuten. Ein besonderer Dank gilt daher den Freiwilligen vom Roten Kreuz, dem Forstbetrieb Bodenmais und der Gemeinde Saldenburg, bei beiden man schon viele Jahre zu Gast sein durfte.
Gegen Mittag kehren die Drittklässler abgekämpft, aber gut gelaunt zum Ausgangsort zurück. Jedes Kind erhält eine Kappe, ein Waldbuch und eine Plakette zum Umhängen als Erinnerungsgeschenk. Ein besonderer Vormittag neigt sich dem Ende zu. Wer hat wohl gewonnen? Die Sieger nach Punkten stehen noch nicht fest. Aber Wissen über die Zusammenhänge im Ökosystem Wald und vor allem Klassengemeinschaft und Teamgeist haben alle gewonnen…