Seminar "Alltagsbegleitung" an der Teilzeitschule Hauswirtschaft in Regen
Alltagsbegleiter als Beruf
"Gefühle werden nicht dement" – ein Grundsatz im Umgang mit Demenzkranken, den die Studierenden der Teilzeitschule Hauswirtschaft gelernt haben. Sie haben das Wahlfach "Unterstützung im Alltag" gewählt. Eigentlich sind die zwölf Frauen an der Schule in Regen, um alles rund um Haushaltsführung zu lernen.
Dieses neue Wahlfach ermöglicht ein zusätzliches Einkommen. Über die Pflegekasse kann Alltagsbegleitung abgerechnet werden. Gemeint ist damit, eine zu pflegende Person ab Pflegegrad 1 im täglichen Leben zu unterstützen. Das bedeutet beispielsweise: Besuche von Bekannten ermöglichen, Beschäftigungen wie z. B. gemeinsames Kochen, Aktivierung und Mobilisierung insbesondere auch bei Demenz, Beaufsichtigen eines Kranken.
10-Minuten- Aktivierung
Demenz war ein Schwerpunkt in dem Seminar, weil es viele Betroffene gibt. Referentin Simona Sandl, von der Fachstelle für Demenz und Pflege Landshut, machte die angehenden Hauswirtschafterinnen mit vielen praktischen Übungen fit für die Tätigkeit. Für die "10-Minuten-Aktivierung" stellte jede Studierende ein Beispiel zusammen. Dabei werden vertraute Gegenstände aus der Vergangenheit eingesetzt. Studierende Frau Roth machte eine Aktivierungs-Box zum Thema Holz. Durch die Berührung, Duft und Anblick von Holz oder damit verbundenen Gegenständen wie einer Säge soll die Erinnerung geweckt werden und der Demenzkranke aus seiner Lethargie geholt werden.
Ein Gespräch ist dann leichter möglich. Durch die Erinnerungen entstehen Glücksgefühle. Grundsätzlich können viele durch Sinneserfahrungen aktiviert werden – Düfte, Musik und gemeinsames Singen, Farben mobilisieren so manchen.
Praxisbeispiel Massage
Abgeleitet von dem Homunculus-Modell lassen sich durch Massagen der Hände und Füße Gehirnregionen aktivieren. Ein Konzept, dass sich bei älteren Menschen anwenden lässt. Das probierten die Studierenden gegenseitig aus. Bewegungen entgegen der Haarwuchsrichtung wirken belebend, umgekehrte hingegen beruhigend. Wichtig ist dabei eine ruhige, entspannte Atmosphäre.
Umgang mit den dementen Personen
Nicht berichtigen und belehren, sondern den Demenzkranken in seiner Welt annehmen, dort belassen, wertschätzend behandeln – genannt Validation – das ist der Schlüssel im Umgang. Kreativität ist da gefragt, um den Dementen in seiner Welt abzuholen. Manchmal reicht es auch, einmal rund ums Dorf zu fahren, wenn derjenige heimfahren möchte. In kurzen Sätzen sprechen, mit nur einer Information.
Basis einer guten Betreuung ist die Biografie-Arbeit. Sandl hatte eine Beispiels-Lebensgeschichte dabei und die Studierenden folgerten daraus, wie sie das in die Betreuung einbauen könnten.
Lerninhalte
Die Lerninhalte für das Zertifikat „Unterstützung im Alltag“ sind vielfältig: rechtliche Rahmenbedingungen, pflegerische Versorgung (z.B. Umgang mit Rollator, Hörgerät usw.), Notfallhandeln, Kommunikation und Gesprächsführung, alterstypische Erkrankungen (z. B. Demenz, Herzkreislauf-Erkrankungen, Arthrose usw.), Selbstfürsorge, Betreuungs- und Pflegeangebot in der Region, Hospiz.
Rechtliche Grundlage für die Abrechnung von "Haushaltsnahen Dienstleistungen"
Insgesamt 30 Unterrichtsstunden umfasste das Seminar. Zusammen mit dem Abschluss der Teilzeitschule Hauswirtschaft ist die Grundlage geschaffen, damit die Absolventen "Haushaltsnahe Dienstleistungen" und "Alltagsbegleitung" gemäß Sozialgesetzbuch XI anbieten können. "Der Bedarf ist hoch und wird in Zukunft noch steigen", so Referentin Simona Sandl, "ein Einkommen ist damit auf alle Fälle sicher!"
Schwerpunkte der Teilzeitschule Hauswirtschaft
Das Seminar fand im Rahmen des Unterrichts der Teilzeitschule Hauswirtschaft Regen statt. Dieser ist jeden Mittwoch ganztägig, verteilt auf eineinhalb Jahre. Schwerpunkte sind die Fächer Küchenpraxis, Haus- und Textilpraxis sowie Garten und Natur und Theoriefächer wie z.B. Haushalts- und Finanzmanagement oder Ernährung und Lebensmittel.
Landwirtschaftsschule, Abteilung Hauswirtschaft Regen